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Vertrauen

Ich mache mir meistens die Mühe und versuche, mir bei politischen Themen selbst eine Meinung zu bilden. Und obgleich ich einer Partei¹ angehöre, bedeutet das nicht, dass ich immer zum selben Schluss komme, wie diese. Das ist in den meisten Fällen in Ordnung, weil es vielfach Argumente für und gegen ein Vorhaben gibt.

Aber wenn ich mir die Diskussion um das Leistungsschutzrecht für Presseverleger anschaue und nach eingängiger Prüfung keine guten Gründe dafür, sondern viele Gründe gegen das LSR sehe – hier sei auf meinen letzten Blogpost verwiesen – und sich die CDU noch immer dafür ausspricht, dann kommt der Punkt, an dem ich mich frage, warum ich der Partei in anderen Punkten, die ich für wesentlich komplexer halte, weiterhin vertrauen soll.

Die gesamte Diskussion um die Griechenlandhilfen ist so ein Punkt. Ich maße mir hier kein Urteil ob der Sinnhaftigkeit an, da ich dieses Thema für sehr komplex halte und ich weder Lust noch Zeit habe, mich entsprechend einzuarbeiten.

Das ist aber auch in Ordnung, da ich eigentlich meiner Partei ein Grundvertrauen entgegenbringe, sich – im Sinne der repräsentativen Demokratie – durch die Mandatsträger nach gründlicher Abwägung von sachlich nachvollziehbaren Argumenten für oder gegen ein Vorhaben zu entscheiden.
Wenn man – wie beim LSR – aber den Eindruck gewinnt, diese Abwägung hat nicht sachdienlich stattgefunden, dann kommt irgendwann der Punkt, wo man dieses Grundvertrauen auch bei vielen anderen Dingen und zu guter Letzt auch grundsätzlich verliert.

Das wäre, zumindest aus meiner Sicht, bedauerlich.

¹Wenn ich hier von Partei rede, dann meint dies sowohl die Partei als solches als auch die Fraktion und die entsprechenden Mitglieder der Exekutive. Ich habe dies der besseren Lesbarkeit halber vereinfacht.

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Das Leistungsschutzrecht ist der falsche Weg

In der Nacht von heute auf morgen – in der sehr ansprechenden Zeit ab 0:45 Uhr – findet die erste Lesung des Gesetzentwurfes zum Leistungsschutzrecht für Presseverleger statt.

Ich kann immer noch nicht nachvollziehen, dass diese schwarz-gelbe Bundesregierung diesen hanebüchenen Unsinn tatsächlich einführen will. Es gibt keine wirklich guten Gründe für dieses Leistungsschutzrecht, aber unzählige Gründe dagegen.

Ich halte es für nicht zielführend, diese alle aufzuführen, sondern möchte einfach auf einige gute Beiträge im Netz verweisen:

Ich kann nur hoffe, dass der in dieser Form geäußerte Widerstand, den ich persönlich vielfältiger wahrnehme als bei vielen anderen „Nischenthemen“, zu einem Umdenken führt und dieses Leistungsschutzrecht keine Wirklichkeit werden lässt.

P.S.: Ich hätte mir im Übrigen gewünscht, dass das cnetz, ein Verein für Netzpolitik, dem ich angehören darf, sich etwas engagierter gegen das Leistungsschutzrecht positioniert. Aber natürlich weiss ich um die Notwendigkeit, in bestimmten Positionen Kompromisse einzugehen.

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Vertrauen ins Bundesverfassungsgericht

Das Bundesverfassungsgericht hat aufgrund mehrerer Beschwerden über die Beschwerdeführer zu entscheiden, die sich durch die Entscheidung des Bundestages über den ESM in ihren Grundrechten verletzt sehen. Das ist grundsätzlich ein normaler Vorgang.

Was derzeit aber anders ist, als bisher, ist die Tatsache, dass es mehrere Äußerungen von Seiten der Politik gibt, die eine gewisse Entscheidung bevorzugen. Teilweise wird dies als Skandal gesehen oder einen Angriff auf die Würde und die Unabhängigkeit des Bundesverfassungsgericht.
Ja, es ist unüblich. Und ja, ich halte es nicht für glücklich. Aber nein, es ist nicht der Untergang des Abendlandes.

Was aber viel wichtiger ist: In meinen Augen beschädigen diejenigen, die jetzt die Unabhängigkeit des Bundesverfassungsgerichts in Gefahr sehen, dieses mehr, als jede Äußerung von Merkel, Schäuble oder Schmidt das je könnte.
Wie kann man annehmen, dass die Richter am Bundesverfassungsgericht sich ernsthaft von diesen Äußerungen beeinflussen lassen? Welches Bild muss man dann von diesem Verfassungsorgan haben, wenn man so wenig Vertrauen in die Arbeit dieses Gerichts hat?

Ich für meinen Teil habe volles Vertrauen in die Arbeit des Bundesverfassungsgerichts, auch wenn ich nicht mit allen Entscheidungen glücklich bin (- z.B. halte ich viele der Rundfunk-Urteile für suboptimal).

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Seehofer again…

Ich hab das Verhalten des bayrischen Ministerpräsidenten ja in meinem Blog schon mehrfach (hier und hier) als suboptimal bezeichnet und kann (und will) gar nicht mehr so häufig darauf eingehen, wie Horst Seehofer mittlerweile mit dem Koalitionsbruch droht oder anderweitig öffentlich gegen die Koalition auf Bundesebene schießt.
Der Mann mausert sich so langsam zur außerparlamentarischen Opposition und dies aus rein bayernzentrierten Motiven. Ich weiss wirklich nicht, wie nach der Bundestagswahl 2013 eine denkbare (und aus meiner Sicht erstrebenswerte) unionsgeführte Regierung guten Gewissens mit diesen Altlasten in eine Legislatur starten kann. Ich bin gespannt, wie sich das Seehofersche Verhalten noch bis zur Landtagswahl im nächsten September steigern lassen wird. Angesichts der wohl eine Woche später stattfindenden Bundestagswahl bin ich aber nicht gerade voller Vorfreude.