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Die Kammer der unvollendeten Einträge wurde eröffnet

Jedem Blogger dürfte das Gefühl bekannt sein, wenn eine Idee zu einem Blogpost sich Bahn bricht – um es mit Barney Stinson zu sagen, der Moment, in dem man gedanklich ausruft: „This is totally going in my blog!“. Im ersten Moment sind das auch alles ganz hervorragende Ideen, die sich wie von alleine schreiben lassen. Meistens tippe ich die dann auf meinem Smartphone in die Wunderlist, damit ich nicht zu abhängig von meinem Erinnerungsvermögen bin. Wenn ich dann mit einigem Abstand diese Ideen betrachte, habe ich die perfekten Einleitungen und pointierten Satzgebilde natürlich wieder vergessen und komme partout nicht darauf, wie ich mich unfallfrei diesem Thema nähern soll. Oder ich stelle fest, wie sich ein aktuelles Thema durch Zeitablauf verabschiedet hat. Oder – auch das kommt, wenn auch selten, vor – ein Thema ist so kontrovers, dass ich nicht sicher bin, dieses Thema angehen zu wollen.

Aus diesem Grund habe ich auf meinem Blog die Kammer der unvollendeten Einträge ins Leben gerufen – in Anlehnung und als Hommage an die „Kammer der unausgereiften Patente“ des Charakters Prof. Dr. Abdul Nachtigaller aus den Zamonien-Romanen von Walter Moers.

Dort werde ich alle meine Blogschnipsel, die ich digital an den verschiedensten Orten herumliegen habe, zusammenführen und falls ich mich entsinne, auch den Grund, warum der Blogpost nicht zustande kan.

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Medienpolitik

Und plötzlich will’s keiner gewesen sein

Das Landgericht Hannover hat Christian Wulff vom Vorwurf der Vorteilsnahme freigesprochen. Juristisch war die Entscheidung richtig, politisch und menschlich bleibt sie (leider) ohne Belang. Denn die Sau, die durchs Mediendorf getrieben wurde, wurde längst geschlachtet und verspeist. Monatelang haben die Medien in einer Art und Weise, die weit über das hinaus geht, was in irgendeiner Weise für eine legitime Berichterstattung von Nöten gewesen wäre. Um den ganzen die Krone aufzusetzen, jagt Sat.1 zwei Tage vor dem sich abzeichnenden Freispruch schnell nochmal eine selbstgedrehte Klamotte, neudeutsch ein „Dokudrama“ namens „Der Rücktritt“ über den Äther.

Nachdem nun auch mit dem Donnerstag der – man hat den Eindruck, für manche Medien fast unliebsame – Freispruch erging, gab es vereinzelte Pressestimmen, die sehr wohl erkannten, dass man in diesem Fall ein wenig über das Ziel hinausgeschossen war. Aber selber will man das natürlich nicht gewesen sein. Lediglich der ein oder andere Journalist sei ein wenig übereifrig gewesen – getrieben aber sicher nur nach dem hehren Streben nach Ausklärung.
Viele Kommentatoren lobten jedoch den investigativen Charakter der eigenen Berichterstattung, die ja mehr als notwendig war, um ans Licht zu bringen, was die Reichen, Schönen und Mächtigen da oben mauscheln – Stichwort Bobbycar.

Einig war man sich dann aber auch, dass eigentlich und überhaupt Christian Wulff an allem schuld war. Mit solchen Sätzen rückt die Presse dann wieder ihr Weltbild gerade und bereitet sich sich entspannt auf das kommende politische Sautreiben vor. In regelmäßigen Abständen stellt sich dann wieder ein Medienmacher hin und erklärt, die vierte Macht im Staate gebe es ja gar nicht. Politik würden die Medien ja nicht machen, sondern nur aufklären.

Ich bin ganz ehrlich: Da halte ich das eher mit Heinz Erhardt: „Und noch’n Gedicht.“

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Kommunalpolitik

Ist Respekt denn so schwierig?

Schon seit einer ganzen Weile habe ich kein kommunalpolitisches Thema mehr verbloggt. Der Grund ist ganz einfach: Ich bin mit der Kommunalwahl 2013 als Stadtverordneteter ausgeschieden und bringe mich derzeit eher anderweitig ein. Gleichwohl verfolge ich in meiner Heimatstadt Reinbek noch immer die Themen mit einem gewissen Interesse.

Ein Thema, welches sehr lange und intensiv und darüber hinaus (unnötigerweise) sehr emotional diskutiert wurde, ist das Thema Feuerwehrgerätehaus für die Reinbeker Ortswehr. Ich will das Thema hier nicht darlegen, es gibt viele Vorlagen und Presseberichte aus den letzten Jahren, aber seit kurzem scheint eine Einigung erzielt. Wenn in einer Sachfrage, die so intensiv und kontrovers diskutiert wurde, ein Ergebnis greifbar ist, ist aber auch jedem klar, dass nicht alle Beteiligten zufrieden sind. Das liegt am Wesen der Politik, die in erster Linie aus Konsensfindung besteht.

Nun kann es auch immer Personen geben, die dieses Ergebnis nicht mittragen können. Auch das halte ich in einer Demokratie für legitim. Was mich nun aber wirklich ernsthaft stört und auch ärgert, ist die Art und Weise, wie dann diskutiert wird. Dies ist nun kein Reinbeker Phänomen – gerade in den Kommentaren von Onlinemedien tummelt sich dermaßen viel Hass, meist gepaart mit gefährlichem Halbwissen, dass ich denn Sinn dieser „Diskussionsmöglichkeiten“ nicht mehr sehe.

Aber bei einer der öffentlichen Diskussionen auf der Facebookseite der Feuerwehr Reinbek hört für mich der „Spaß“ dann auch irgendwo auf. Bei diesen Textstellen habe ich auch kein Verständnis mehr:

zeigt bereits seit Jahren, dass er zu den senileren und egoistischsten Personen im Reinbeker Stadtparlament gehört.

Diktator des Bauausschusses

vollends senil und unzurechnungsfähig

Rechthaberei bei gleichzeitigem Unverständnis für das Thema

Pflege seiner Profilneurosen, Rechthaberrei und Altersstarrsinn

Es ist das eine, wenn man eine Angelegenheit mit Herzblut verfolgt. Aber wenn man dabei nicht in der Lage ist, sich zu äußern, ohne in Beleidigungen zu verfallen, dann sollte man es lieber lassen. Die krönende Tatsache, dass ein Zitat von einem aktiven und mehrere von einem ehemaligen Kommunalpolitiker stammen, lässt mich nur noch müde und fassungslos mit dem Kopf schütteln.

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Privates

Happy Birthday, Colin!

Wenn bestimmte Menschen über „dieses Internet“ und vor allem über „Facebook“ sprechen, dann ist auch die These von der Sozialschädlichkeit nicht weit. Menschen vereinsamen, werden dedpressiv und verlernen soziale Kompetenzen. Besonders schön ist auch immer der Satz „Echte Freunde seien ja viel wichtiger!“.

Nun ist mal wieder etwas sehr Schönes in diesem ach so unsozialen Internetz passiert, oder besser: Es passiert gerade.

Colin, ein 10 Jahre alter Junge aus Richland, Michigan wurde von seiner Mutter gefragt, ob er zu seinem 11. Geburtstags eine Party haben möchte, woraufhin er geantwortet hat, er wüsste nicht, wen er einladen so, da er keine Freunde hätte. Colin leidet  an einer Entwicklungsstörung ähnlich dem Asperger-Syndrom, weshalb er mit sozialen Fertigkeiten Schwierigkeiten hat und wohl auch seine fehlenden Freunde erklärt.

Daraufhin hat Colins Mutter eine Facebookseite namens „Happy Birthday Colin“ ins Leben gerufen, die mittlerweile knapp 1,95 Milliones Likes hat. Das ins Leben gerufene Postfach (Colin – PO Box 756 – Richland, MI 49083-0756 – USA) quillt regelmäßig über mit Sendungen aus aller Welt.

collinseleven

Ich für meinen Teil werde auch noch in den kommenden Tagen eine kleine Karte (ja, aus Totholz) schreiben, damit diese rechtzeitig zum Geburtstag am 09. März da ist. Und bis dahin blogge ich eine digitales „Happy Birthday, Colin!“.

Und ich freue mich, dass mal wieder ein Beweis dafür entstanden ist, dass nicht all diejenigen, die einen Facebookaccount haben, vollkommen vereinsamt vor dem Rechner hocken, sondern dass es sicher um ganz reale Menschen handelt, von denen zwei Millionen sich daran erfreuen können, einem kleinen Jungen einen ganz besonderen Geburtstag zu bereiten.